Stadtteilfahrt am 05.11.2014

Hannovers Nordwesten mit Moscheebesichtigung

Da saßen wir nun auf Stühlen in einem Raum mitten in Hannover und fühlten uns fremd. Dabei waren die Stühle noch ein Zugeständnis an uns Ältere, denn was hätten wir vielleicht für Probleme gehabt, vom Knien oder Sitzen auf einem Teppich wieder aufstehen zu müssen. Ja, die unermüdliche und berüh- rungsangstfreie Frau Eckhardt führte uns Senioren an diesem trüben Novembertag in die Sami Moschee an der Schwarzen Heide. Wer in der Türkei schon einmal in einer Moschee war, mag hier über den nüchternen Gebetsraum etwas enttäuscht gewesen sein, aber dafür empfing uns ein junger Imam, der bereitwillig Auskunft gab und auf alle Fragen einging.
Zu Beginn der Halbtagesfahrt gab uns unsere Reiseleiterin im Bus einen „Schnellkurs“ über den Islam. Und wer weiß als hiesiger Christ schon etwas über Mohamed, Mekka und Medina, und was der Erzengel Gabriel für die Moslems bedeutet? Dabei gibt es viele gemeinsame Wurzeln mit dem Christentum. Wir lernten, dass Sunniten und Schiiten seit langer Zeit verschiedene Glaubensmeinungen trennen. Jetzt weiß ich auch, was Islam heißt: „Ich unterwerfe mich“. Sicher wollte Frau Eckhardt vermeiden, dass ihre Gruppe peinliche Fragen stellen könnte. Die Sorge war allerdings unbegründet. Für einen praktizie- renden Christen kommen einem die Sorgen und Probleme dieser muslimischen Gemeinde irgendwie bekannt vor. Auch sie haben mit konkurrierenden Gemeinden zu tun, verschiedenen Glaubens- richtungen, Nachwuchs- und Geldproblemen. Die anfänglichen Anfeindungen einiger deutscher Nachbarn nach dem Bau 2008 haben sich inzwischen gelegt. Das Minarett ist auch nur symbolisch errichtet, denn es ruft kein Muezzin laut zum Gebet.
Auf dem Weg in Hannovers Nordwesten streiften wir das Hohe Ufer, wo der Plenarsaal umgebaut wird und an der Leine Ausgrabungen in ca. 7m Tiefe Funde aus dem 13.-14. Jahrhundert ans Tageslicht bringen, wovon Frau Eckhardt – natürlich – auch einige Teile schon in der Hand gehabt hat.
Weiter führte die Fahrt nach Herrenhausen und wir hörten, dass im ehemaligen Welfenschloss – heute Universität – 40.000 Studenten lernen – 10.000 mehr als vor 5 Jahren bei der ähnlichen Tour mit unseren Senioren. So konnten wir sehen, was sich in Hannover auch in diesen 5 Jahren verändert hat.
Damals war das Schloss in Herrenhausen noch eine Baugrube, nun steht es fertig da, richtig in der Achsensymetrie mit dem Berggarten und der Fontäne im Großen Garten, wie wir gesagt bekamen.
Was hat Herrenhausen noch zu bieten? Schöne Häuser für ehemalige preußische Generäle, Hand- werkerhäuser mit Mietwohnungen an der Straße und Werkstätten im Innenhof. Das Nordstadt- krankenhaus und die Landesfrauenklinik haben einen bedeutenden Ruf. Zudem hat Herrenhausen die erste Bürgerschule gehabt. Im Großen Garten arbeiten bis zu 90 Gärtner, damit die 15 km langen Hainbuchhecken immer gut aussehen.
In der alten Siedlung Stöcken führten die Tonfunde zum Bau vieler Ziegeleien. Heute arbeiten dort 15.000 Beschäftigte für VW, um Transporter zu bauen. Der große Nordhafen war Austragungsort für Ruderregatten, bevor der Maschsee entstand. Heute ist dort ein großer Umschlagplatz für Güter, die auf dem Wasserwege bis nach China gelangen. Das Kohlekraftwerk Stöcken deckt zu 50% den Strombedarf Hannovers. Aber die Kohle kommt aus Russland oder Polen, deutsche Kohle ist angeblich zu teuer.
Die Stadt Garbsen mit ihren 63.000 Einwohnern stand noch als letztes Ziel auf dem Besichtigungs-programm. Über den Wissenschaftspark näherten wir uns dem Kloster Marienwerder, wo wir bei der letzten Tour die älteste Kirche Hannovers besichtigt hatten. Garbsen hat einen Wellenkanal, „Europas größte Badewanne“, wie Frau Eckhardt sagte, in dem wichtige Forschungen u. a. zu Deich- und Küstenschutz stattfinden. Auf der Rückfahrt über die B 6, früher eine alte Handelsstraße nach Bremen, konnten wir den „Timber Tower“, ein einmaliges 100 Meter hohes Windrad bewundern, dass zu Forschungszwecken aus Holz gebaut wurde.
Gefüllt mit vielen neuen Eindrücken und Informationen erreichten wir das ehemalige FZA-Gelände und konnten uns wieder im Betriebsrestaurant mit Mittagessen, Kaffee und Kuchen stärken.
HB