Stadtteilfahrt am 04.02.2015

  • Architektur in HannoverVor acht Jahren waren wir interessierten Senioren schon einmal mit Reiseleiterin Frau Eckhardt auf einer Architekturfahrt in Hannover unterwegs, doch gleicht keine Fahrt der anderen. Es gibt immer wieder etwas zu entdecken und in den Jahren verändert sich auch Hannover.
    Zudem stand ein Besuch der Synagoge in der Haeckelstraße an, und der bot doch für viele von uns Neues und Überraschendes. Zunächst fuhr uns der Bus durch Döhren, wo noch viele Zeugnisse an
    die Zeit der Döhrener Wolle erinnert. Über 3000 Arbeiter und Arbeiterinnen kamen ab 1868 aus dem Eichsfeld, um hier Arbeit bei der Wollwäscherei und –Kämmerei zu finden. Weil sie katholischen
    Glaubens waren, wurden hier auch kath. Kirchen gebaut, wie zum Beispiel die Bernwardskirche. Untergebracht wurden die Menschen in den sogenannten „Jammerhäusern“, wo schon mal wegen des
    damaligen Kinderreichtums bis zu 80 Menschen in einem Haus wohnten. Die Häuser stehen heute noch, aber inzwischen mit „normaler“ Belegung. Immerhin gab es von den früheren Arbeitgebern
    für die Frauen schon soziale Zugeständnisse wie Mutterschutz mit Arbeits-Freistellung von 6 Tagen.
    Als Nebenprodukt bei der Wollwäscherei fiel das Fett Lanolin ab. Energie bekam die Fabrik aus Turbinen vom nahe gelegenen Leinewehr. In letzter Zeit wird in Hannover überlegt, dort wieder Strom aus der Wasserkraft zu gewinnen. Mit dem Siegeszug des Kunststoffes begann der Niedergang der „Wolle“, und 1973 schloss die Fabrik. Interessant ist der Hinweis der Reiseleiterin, dass über die damalige Schafwolle Pflanzen aus Australien eingeschleppt wurden, die nun in Döhren –und
    nur da in Hannover- wachsen. Über das denkmalgeschützte Gildehaus sowie die Bauhausarchitektur
    mit den Ziegelsteinhäusern in der Südstadt, weiter am Bismarkbahnhof im Jugendstil vorbei zum Hiroshima-Denkmal mit seinen Kirschbäumen und das Kinderkrankenhaus auf der Bult, dem Hundertwasser ein Dach spendiert hatte, gelangten wir zur Synagoge in der Haeckelstraße.
    Hier stiegen wir aus dem Bus und wurden hineingeführt. Seit dem Anschlag in Paris ist die Sicherung des Gebäudes noch erhöht worden. Aber wir wurden ja erwartet und durften in der 300 Plätze fassenden
    Synagoge den Ausführungen und Erklärungen vom Kantor der Synagoge, Herrn Sydnow, folgen.
    Nach unserem Besuch der Sami-Moschee im letzten Herbst war es besonders interessant, die Kurzfassung der jüdischen Geschichte im Vergleich zum Islam zu hören. Herr Sydnow las uns nicht nur Texte vor, er sang sie auch für uns live. Das hat, glaube ich, alle aus unserer Gruppe sehr beeindruckt. Da fiel es manchem auch leicht, für einen noch zu bauenden jüdischen Kindergarten eine Kleinigkeit zu spenden.
    Was gab es sonst Neues in Hannover?
    Am Güterbahnhof wird endlich gebaut und in der Nordstadt ist preiswerter Wohnraum entstanden.
    Der Engelbostler Damm hat sich zu einer Flaniermeile für die Jugend entwickelt. Am Klagesmarkt soll der Parkplatz neuen Wohnhäusern weichen.
    In der Hildesheimer Straße gibt es nach dem Krieg gebaute „Laubenganghäuser“, bei denen man nur von außen über sogenannte Laubengänge in die Wohnung gelangen kann – undenkbar für heutiges
    Bauen.
    Mit vielen Eindrücken gefüllt, erreichten wir wieder den Zentralen Service und konnten im Betriebsrestaurant noch ehemalige Kollegen oder Kolleginnen treffen, sowie auch für das leibliche Wohl sorgen.
    HB